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Dieses nicht einmal halbstündige Figurentheater sorgt für heftige Kontroversen. Es zitiert viele extrem rassistische Texte und auch Figuren aus dem Puppentheater des 20. Jahrhunderts. Dadurch beantwortet es die Frage im Untertitel: „Wie kommt der Rassismus in den Kinderkopf?“

Ist diese schmerzhafte Form von Erinnern und Erklären zweckmäßig? Sind die schockierenden Zitate aus den Kasperle-Stücken, die bis weit in die aufgeklärte und moderne Bundesrepublik unreflektiert gespielt wurden, ein Skandal?

Diese historischen Stücke, aus denen hier Sätze verwendet werden, die historischen Spielpuppen, die hier als Bilder verarbeitet sind – all das verletzt das Empfinden von vielen Menschen. Ist es zulässig, diese harten Brocken aus der Puppentheater- und Erziehungsgeschichte heute, in aufklärerischer Absicht, zu zitieren?

Mein augenblicklicher Meinungsstand: Ich beantworte alle diese Fragen mit „ja“. Ich halte es für notwendig, transparent und entlarvend solche Wurzeln von Vorbehalten und Vorurteilen zu benennen. Kollektives Gedächtnis ist eine teuflische Angelegenheit, wenn es nicht bewusst gemacht und diskutiert werden kann.

Als ich mit 16 mit einigen Anderen anfing, Figurentheater im Ludwigsburger „Blühenden Barock“ zu spielen, wurde uns teils genau solches Textmaterial vorgelegt. Wir waren lustig drauf und haben das selbstverständlich nicht gespielt – doch dass derlei in den 1970er-Jahren noch vorgeschlagen wurde, zeigt, wie tief rassistische Denkmuster auch in der (in eigener Wahrnehmung) wohlmeinenden Gesellschaft der Bundesrepublik steckten.

„Kasper Larisafari“ ist ein durch und durch anstößiges Stück – und ich hoffe, es gibt viele Anstöße zum kritischen Hinterfragen und Ändern von Haltungen, die immer noch nicht aus der Welt sind. Es zeigt die üblen Menschenbilder dieser Stücke (und der Menschen, die dahinter standen) und es zeigt, wie direkt Kolonialismus und Rassismus den Boden bereiteten für die menschenverachtende Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten in Deutschland.

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